Freitag, 18. Februar 2011

erster längerer bericht


So, ich bins mal wieder.

Ich hoffe euch allen im kalten Deutschland geht’s gut soweit.
Hier ist alles super. Hab inzwischen schon soviel erlebt, dass ich gar nicht genau weiß wo ich anfangen soll…

Erstmal zur allgemeinen Fortbewegungsmethode: dem Jeepney. Das sind umgebaute Militärjeeps, von denen es scheinbar unendlich viele gibt, die knallbunt angemalt sind und in die man einfach reinspringen kann.  Dann gibt man einfach die 8 Pesos (= 12-13 Cent) seinem Nebenmann und sagt „Paja po“ und der gibt das dann an den Fahrer weiter. Wenn man raus will ruft man einfach „Para Po“ und der Fahrer hält an. Man muss halt ungefähr wissen welche Jeepneys in welche Richtung fahren… =)






Das Essen hier und die Unterbringung sind schon ganz OK soweit. Wäre aber auch unpassend, wenn man hier super komfortabel untergebracht wäre und es jeden Tag abwechslungsreiche Sachen zu essen geben würde. So kommt es, dass ich mich beinahe ausschließlich von Reis, frittiertem Fleisch oder Fisch und frittiertem Gemüse ernähre. 



Die Leute hier sind echt super. Die Deutschen waren am Anfang natürlich eine riesen Hilfe für mich. Ansonsten gibt’s hier noch andere Freiwillige und Mitarbeiter aus der ganzen Welt und natürlich hauptsächlich Philippinos.

Der Philippino an sich ist ein extrem freundlicher, fröhlicher, herzlicher und neugieriger Zeitgenosse, unabhängig davon ob es sich um die Kiddies hier handelt oder um die Mitarbeiter. Man fühlt sich auf jeden Fall sehr willkommen und wohl hier.

Jetzt zu meiner Arbeit:
Die erste Woche werde ich verschiedene Aktionen mitmachen und mir verschiedene Departments anschauen, um mich etwas zu orientieren und besser abschätzen zu können im welchem Bereich es für beide Seiten sinnvoll wäre.

Mein erster richtiger Trip war mit PEPS; das ist das Department von PREDA, das sich um Aufklärungsarbeit und Prävention kümmert. Dabei waren auch einige Mitglieder von AKBH. Das ist ein Art Jugendrat von Kindern und Jugendlichen aus Olongapo und Umgebung.
Wir sind dann in einen Kinderhort (für Kinder zwischen 3-5)  gefahren, wo die Kiddies zuerst mit Bildern und Spielen über Kinderrechte informiert wurden und anschließend ein Puppenspiel von den Mitgliedern von AKBH vorgespielt bekommen haben.
So soll den Kindern schon so früh wie möglich vermittelt werden, dass sexueller Missbrauch und häusliche Gewalt falsch sind und man sich dann Hilfe suchen muss. Dieses Unrechtsverständnis fehlt bei sehr vielen Kindern komplett wurde mir erklärt, deshalb versucht man jetzt so früh wie möglich an sie „ranzukommen“ Obwohl das Thema kein lustiges ist war die Art und Weise wie es vermittelt wurde zum Teil wirklich zum schreien komisch.





Am Abend sind wir mit Mitarbeitern und Freiwilligen ins Stadion von Olongapo gefahren und hatten einen riesiges internationales Fußballspiel mit Einheimischen und Touristen.

 (der Platz war übrigens etwas staubig...)

Heute Morgen bin ich ins „BoysCamp“ gefahren, dass etwas außerhalb liegt und nur mit Jeepney und Trycicles(eine Art TucTuc) zu erreichen ist, da die Jungs hier ganz konsequent von den Mädels getrennt werden. Dort leben zwischen 40 und 50 Jungs die fast alle aus Gefängnissen befreit worden sind. Die Altersspanne reicht von 12 bis 19 Jahren, wobei die meistens zwischen 14 und 17 Jahren alt sind. Für mich erstaunlich war, dass die Stimmung zwischen den Jungs super gut war. Die Atmosphäre war total fröhlich und lustig. Die Jungs albern rum, lachen viel und machen den Quatsch, den man in dem Alter auch machen sollte. Wirklich erstaunlich deshalb, weil man bedenken muss, dass diese Jungen zum Teil erst vor ein paar Wochen aus den Gefängnissen aus wohl unmenschlichen Verhältnissen  geholt wurden und zum Teil wegen Mord und Vergewaltigung einsaßen. (Genaueres zu den Verhältnissen in den Gefängnissen hier nach meinem ersten Jail Visit nächste Woche)
Die Jungs erhalten in dem Camp sowohl eine schulische Ausbildung mit dem Ziel später auf reguläre Schulen zu gehen, als auch eine praktische Ausbildung in Farming, Bauarbeiten und Electronics, für alle anderen. Zurzeit werden zum Beispiel von einigen Jungs unter Anleitung alte VW Käfer restauriert, die dann nach Deutschland verkauft werden sollen.
Alles in allem wirklich super interessant und spannend zu sehen, wie man sich hier um diese Jungs bemüht.
(Über die Arbeit mit den Mädels werde ich wohl nur am Rande berichten können, da auch alle männlichen Mitarbeitern jeder direkter Kontakt verboten ist, aber dazu ein anderes Mal mehr)











Irgendwie ist meine Gefühlslage total gespalten hier. Ich bin auf jeden Fall super zufrieden mit allem: die Leute sind super, die Organisation macht einen unglaublich tollen Job, rettet Kinder aus unvorstellbaren Leit, gibt ihnen eine Zukunft und ich darf nun ein kleiner Teil von alle dem sein. Auf der anderen Seite darf man aber auch nie vergessen, was PREDA macht und warum man das tun muss. Die Geschichten der Mädchen, die ich hier zu hören bekomme kann man sich unmöglich vorstellen. Es geht hier um Sexsklaverei, sexuellen Missbrauch sowohl innerhalb von Familien als auch durch Sextouristen über Jahre hinweg usw. Das allein ist schon unbeschreiblich grausam, aber wenn man dann diese Mädchen zu Gesicht bekommt ist es noch unerträglicher, weil das einfach Kinder sind. Hinzukommt, dass junge Philippinas auch immer viel jünger aussehen, als sie wirklich sind, aber ob die Mädchen 13 statt wie vermutet 11 sind macht da auch keinen Unterschied mehr. Bei all dem Spaß, dem tollen Wetter und den coolen Leuten sollte man das –wie ich finde- stets im Hinterkopf behalten.

Ich werde die nächsten Wochen versuchen nach und nach einige Geschichte der Kinder hier zu posten, um jetzt hier nicht den Rahmen zu sprengen.


Vielen Dank für euer Interesse und liebe Grüße nach Deutschland

Claudius 



 (das ist auf dem Rücksitz von so einem mörderichen Trycicle...)

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