Mittwoch, 25. Juli 2012

Best of Africa 2012

Hallo alle zusammen,

inzwischen bin ich also wieder gut in Deutschland angekommen.

Nun habe ich eine Woche Zeit um mich wieder an das „echte Leben“ in Good Old Germany zu gewöhnen bevor dann im August ein Ferienjob in der ZF Friedrichshafen im Schichtbetrieb auf mich wartet (wie sehr ich mich freue…) .

Diese Woche wird auf jeden Fall nötig werden, um mich wieder an alles zu gewöhnen. Es ist doch recht seltsam nach dieser langen Zeit im afrikanischen Regenwald nach Süddeutschland zurückzukehren.
Bevor ich endgültig nach Hause geflogen bin habe ich ja noch einen Zwischenstopp für einige Tage in London gemacht. Ich war zu Beginn doch ordentlich geschockt und auch etwas überfordert von so ziemlich allem dort. Den vielen Leuten, der Hektik und der Geschwindigkeit in der alles passiert, die selbstverständliche Ordnung und einfach diese Moderne. Interessant war auch, dass die Kosten für eine Banane im Zentrum Londons auf der anderen Seite in Uganda für so viele Bananen gereicht hätten, dass man diese unmöglich allein hätte tragen können… =)

Nach und nach komm ich jetzt aber wieder an, freue mich zuhause zu sein und auf die nächsten Schritte.

Die nächsten Tage werde ich bestimmt noch ein etwas ausführlicheres Fazit und einen Rückblick auf die letzten Monate posten. Bis dahin gibt’s jetzt als „Belohnung“ fürs fleißige Lesen ein kleines „Best-Of“ an Bildern. (Es ist so schön zu wissen, dass das Hochladen von Bildern nicht wie in Uganda jedes Mal den ganzen Vormittag dauern wird, immer in der Sorge, dass der Strom ausfallen könnte und man dann von vorne anfangen muss… =) )

Liebe Grüße aus Fischbach und bis bald,
Claudius

















Mittwoch, 11. Juli 2012

Warum uns die „Entwicklungshilfe“ im Weg steht



Hallo alle zusammen,

zuerst einmal muss ich mich entschuldigen, dass es in letzter Zeit etwas ruhig geworden ist in diesem Blog.

Meine Zeit in Afrika neigt sich inzwischen bereits dem Ende zu, sodass ich in gut einer Woche im Flieger Richtung Europa sitze. Nach einem Zwischenstop in London sollte ich dann Ende Juli in „Good Old Germany“ landen. Verrückt wie die Zeit vergangen ist…

Gestern bin ich von meinem letzten Trip aus Kenia zurückgekommen. Insbesondere Nairobi hat es mir ziemlich angetan. Eigentlich bin ich ja kein übermäßiger Fan von afrikanischen Großstädten, weil diese normalerweise extrem chaotisch, überfüllt, laut und einfach anstrengend sind. (In Daressalam,Tansania zum Beispiel waren die Straßen und Busse so überfüllt, dass die Leute durch die Fenster in die Matatus und Kleinbusse geklettert sind um einen Platz zu ergattern, da sie nicht solange warten wollten bis die anderen Passagiere ausgestiegen sind…)
Nairobi allerdings macht den Eindruck einer modernen und organisierten Metropole ohne dabei diesen gewissen afrikanischen Charme zu verlieren. Ein großes Problem in Nairobi ist jedoch die extreme Armut und die Slumbildung an den Rändern der Stadt. Im größten Slum, Kibera sollen inzwischen rund 1 Millionen Menschen leben. Dies führt dazu, dass insbesondere nachts unzählige Bettler und Straßenkinder ins Zentrum strömen. Als Weißer wird man deshalb regelmäßig von einer ganzen Gruppe von Kindern und Müttern mit Babys verfolgt. Aus diesem Grund gilt Nairobi auch als eine der gefährlichsten Städte Afrikas.






Anschließend bin ich 15 Stunden mit dem Zug (!!!) von Nairobi nach Mombasa an die Ostküste Kenias gefahren, was ein absolutes Erlebnis war. Von dort bin ich dann in Richtung Norden weiter.
Wenn ihr mal einen „etwas anderen“ Strandurlaub machen wollt kann ich Kenia nur empfehlen…







Auf dem Weg zurück habe ich dann für das Wochenende Zwischenstop in Mbale, Uganda gemacht und habe an einem Tischtennisturnier dort teilgenommen. Aus sportlicher Sicht war mein Abschneiden eher von überschaubarem Erfolg gekrönt, aber darum ging ja nicht. Wie bei meinem ersten Besuch in Mbale waren die Spieler extrem motiviert und enthusiastisch, haben dabei aber nie ihren Spaß an der ganzen Sache verloren. So war es auch offensichtlich kein Problem, dass die Platten in regelmäßigen Abständen bei leichtesten Berührungen in sich zusammenfielen oder man wegen den Lichtverhältnissen die meiste Zeit mit Sonnenbrillen hätte spielen müssen… =) Der Besuch hat mich einmal mehr darin bestätigt, dass ich an der Stelle ein Projekt gefunden habe, dass die Unterstützung sowohl dringend nötig als auch schlichtweg verdient hat. Diese Kids haben einen solchen Spaß an dem Sport, lernen auch neben den Tischen unheimlich viel hinzu und erhalten letztlich sogar die Chance der Perspektivlosigkeit und Armut zu entfliehen. Ich freue mich schon darauf für die „Tiger“ die Werbetrommel rühren zu können, wenn ich wieder in Deutschland bin.






Diese Projekte sind auf solche Hilfen aus dem Westen angewiesen um zu überleben. Nun stellt sich allerdings die Frage weshalb das eigentlich so ist? Natürlich kann man von den Spielern keinen Mitgliedsbeitrag erwarten und eine Unterstützung von staatlicher Seite scheint ausgeschlossen, aber warum? Weshalb werden zivilgesellschaftliche Aktivitäten nicht vom Staat gefördert? Man muss mit Vergleichen zu dem europäischen System sehr vorsichtig sein, das ist mir durchaus bewusst. Das Grundprinzip in (vermeidlichen) Demokratien weltweit ist allerdings mehr oder weniger dasselbe. Menschen bekommen die Möglichkeit in regelmäßigen Abständen eine Regierung zu wählen, die ihre Interessen verfolgt und sich für sie einsetzt. Um diesen Aufgaben nachkommen zu können muss der Staat finanzielle Mittel einnehmen, z.B. über Steuern. Sind Leute mit der Arbeit der Regierung unzufrieden, weil diese ihren Aufgaben nicht nachkommt, korrupt ist oder ähnliches, können die Bürger eine andere Regierung wählen. Es gibt also eine Art Konkurrenzkampf darum, wer das Land regieren darf und wer die besten Ideen zum Wohle der Menschen hat. Soweit zumindest die Theorie. Blickt man allerdings nach Uganda kommt man zwangläufig ins Zweifeln, ob dieses Prinzip tatsächlich funktioniert, schließlich wird in Uganda seit über 25 Jahren das selbe Regime gewählt, das entweder nicht in der Lage ist etwas gegen Korruption und Misswirtschaft zu unternehmen oder –noch schlimmer- gar kein Interesse daran hat, da es selbst am meisten davon profitiert.

Und genau an der Stelle kommen wir zur Überschrift dieses Eintrags. Es wäre sowohl zu einfach als auch nicht fair der Entwicklungshilfe nun den „schwarzen Peter“ zuzuschieben und sie für diese Lage verantwortlich zu machen, da sich hier einfach zu viele Faktoren wechselseitig beeinflussen und ein mehrdimensionales Problem vorliegt. Die Entwicklungshilfe der letzten 30 bis 40 Jahre spielt -meiner Meinung nach- allerdings eine entscheidende Rolle in diesem Zusammenhang.
(Mir ist übrigens bewusst, dass der Ausdruck Entwicklungshilfe politisch nicht korrekt und veraltet ist und man heute von Entwicklungszusammenarbeit spricht, was aber -mehr oder weniger- der selben Sache nur einen charmanteren Namen verleiht)

Meiner Meinung nach führt die finanzielle Unterstützung für „Entwicklungsländer“ hauptsächlich dazu, dass die Regierung aus der Verantwortung genommen wird. Schließlich ist weder die Weltbank, die EU, USAid, Oxfam oder sonst eine staatliche oder nicht-staatliche Organisation dafür verantwortlich in Uganda Schulen zu bauen oder auf Regenwälder aufzupassen. Selbstverständlich haben westliche Staaten während der Kolonialzeit und danach gewaltigen Schaden in Afrika, Asien und Lateinamerika angerichtet. Aus diesem Grund besteht auch eine gewisse Verpflichtung diese Länder zu unterstützen, ABER es darf doch daran gezweifelt werden, ob die Entwicklungshilfe hierfür der angemessene Weg ist um das Problem an der Wurzel zu packen. Daran zweifele ich von Tag zu Tag mehr. Das wirkliche Problem sitzt nämlich –meiner Meinung nach- viel tiefer. Solange beispielsweise die EU (und Deutschland vorweg) nicht gewillt ist seine Außenhandelspolitik zu überdenken, und dem Wahnsinn des Wirtschaftsprotektionismus zu beenden kann über „Entwicklungshilfe“ nur müde gelächelt werden. Und solange beispielsweise Milliarden-Subventionen für den Agrarsektor gezahlt werden und dadurch Bemühungen afrikanischer Länder in diesem Bereich Fuß zu fassen im Keim erstickt werden, ist jeder Euro staatlicher Entwicklungshilfe nichts weiter als der pure Ablasshandel und Verschleierung der eigenen Verantwortungslosigkeit zu Gunsten der eigenen Interessen (Puh, hoffentlich bekomm ich jetzt nicht allzu viel Ärger für diese Äußerung… =) )
An der Stelle ist es übrigens wichtig langfristige, politische Entwicklungshilfe von humanitärer Hilfe in Katastrophenfällen abzugrenzen. Bei Ereignissen wie Erdbeben, Tsunamis, Kriegen usw. ist eine solche Diskussion schließlich kaum angemessen, wenn es darum geht Menschenleben zu retten. 

Soviel also zum Thema der staatlichen Entwicklungspolitik. Aber was ist dann mit der Entwicklungshilfe von Nichtregierungsorganisationen (NGOs)? Natürlich tun diese viel Gutes in armen Ländern und es wird auch unzähligen Menschen geholfen, das steht außer Frage. Allerdings muss man sich auf der anderen Seite auch fragen dürfen, ob diese Aktivitäten nicht dazu führen, dass ausländische NGOs letztlich die Aufgabe der Regierung übernehmen und dieses dadurch aus der Verantwortung ziehen. Eventuell liegt ja hierin ein Grund dafür, dass in dem von NGOs übersäten Uganda seit 25 Jahren kein politischer Wechsel stattgefunden hat. Da sich diese Behauptung nicht empirisch belegen lässt, lass ich das einfach mal so im Raum stehen… =)

Und jetzt letztlich zu dem Punkt wie sich dieses Problem bei unserer Arbeit von APCCC im Mabira Forest äußert. Auf der Suche nach finanzieller Unterstützung bestand ich darauf möglichst nahe mit der staatlichen Seite zusammen zu arbeiten. Schließlich sah ich es nicht ein aus Deutschland oder sonst einem anderen Land Gelder aufzutreiben, wenn ein UGANDISCHER Regenwald wegen der extremen Armut in UGANDA von UGANDERN abgeholzt wird, weil in diesem Teil UGANDAS kein Mensch Strom hat und die UGANDISCHE Regierung nichts unternimmt.
Als wir uns deshalb an verschiedenste staatliche Einrichtungen auf verschiedenen Ebenen gewandt haben, erzählte man uns immer wieder, dass es zwar im Budget vorgesehene Gelder für Umweltschutz, Klimawandel, Armutsbekämpfung usw. geben würde, allerdings kam man überhaupt nicht auf die Idee eine lokale NGO damit zu unterstützen. Vielmehr geht das gesamte Budget in diesen Bereichen entweder auf undurchsichtige Weise verloren oder wird als Gehälter ausbezahlt, weil der Schwager des Bürgermeisters schließlich bisher noch keinen Job in der Verwaltung hatte. (Ich weiß, bisschen zynisch und zu sehr verallgemeinert, aber ich hoffe ihr könnt nachvollziehen, was ich meine…)

Es wird also ganz selbstverständlich vorausgesetzt, dass NGOs sich (Entwicklungs-) Gelder aus dem Westen besorgen. Wirklich übelnehmen kann man es den Leuten hier kaum, schließlich hat das in den letzten 30 Jahren auch wunderbar funktioniert. Weshalb also Geld für die Zivilgesellschaft und lokale Organisationen in die Hand nehmen, wenn sich früher oder später westliche NGOs den Problemen annehmen. Und genau an der Stelle behindert uns die Entwicklungshilfe der letzten Jahre massiv an unserer Arbeit und droht diese Organisation kaputt zu machen, bevor wir tatsächlich etwas für die Menschen hier ausrichten konnten.

Der aufmerksame Leser mag sich an dieser Stelle fragen: „Wenn die Ugander ihre Probleme selbst lösen sollen, was macht der Kerl dann dort?“ Diese Frage ist durchaus berechtigt. Ich selbst versuche meine Aufenthalt dadurch zu „rechtfertigen“, dass ich hier lediglich Starthilfe geben möchte, beim Aufbau der Strukturen mithelfe und dann die Organisation den Einheimischen überlasse, aber letztendlich widerspricht meine Arbeit hier dem meisten von dem, was ich in diesem Eintrag von mir gegeben habe. Darüber werde ich mir wohl noch einige Gedanken machen müssen… =)

An alle die es bis hierher geschafft haben vielen Dank fürs Lesen und über ein Feedback zu diesem schwierigen Thema würde ich mich wie immer freuen.

Liebe Grüße