Montag, 28. April 2014

Crashkurs für benachteiligte Jugendliche- Wie Bosch versucht einen Berufseinstieg zu ermöglichen



Hallo zusammen,


nachdem es hier in letzter Zeit etwas ruhiger wurde, wollte ich mich mal wieder etwas von mir hören lassen.
Zunächst einmal geht es mir sehr gut. Ich hab mir selbst ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk gemacht und war eine Woche zum Tauchen auf den Andaman Islands. Bilder von diesen traumhaften Inseln findet ihr unter diesem Eintrag.

Inzwischen hat mich allerdings der Berufsalltag wieder. Wie bereits in einem vorangegangenen Eintrag beschrieben wurde arbeite ich in an einem Programm, dass Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus sogenannten „underpriviliged groups“ bei deren Weg aus Armut und Arbeitslosigkeit unterstützen soll. Um dies zu erreichen bietet Bosch einen 8-wöchigen „Crash-Kurs“ an, der die Teilnehmenden im Schnelldurchlauf „arbeitsfähig“ machen soll. Dieses Programm zielt in erster Linie auf Soft Skills wie Kommunikations- und Präsentationsfähigkeiten sowie selbstsicheres Auftreten und Kundenservice. Nach den ersten 4 Wochen erfolgt eine „Spezialisierung“, welche sich in erster Linie auf Berufe konzentriert, welche zurzeit stark in Indien nachgefragt werden. Dies sind beispielsweise Berufe im Bereich „Automotive Sale and Aftersales Service“ (Automobilhandel und Service) oder „Organized Retail“ (Organisierter Einzel- und Großhandel). Nach einem abschließenden Praktikum sollen die Teilnehmenden letztlich soweit gebracht werden, dass ihnen der Berufseinstieg gelingt. Dieses Programm wurde letztes Jahr ins Leben gerufen, sodass inzwischen über 300 Jugendliche ausgebildet werden konnten. Allerdings soll dieses Engagement in Zukunft stark ausgebaut und im Zentrum der CSR-Aktivitäten von Bosch stehen. Aus diesem Grund sollen nun möglichst viele neue Kurse in dem Bundesstaat Karnataka gestartet werden. Da hierfür allerdings zahlreiche weitere Akteure benötigt werden ist es nun meine Aufgabe in ausgewählten Projektorten beispielsweise NGOs ausfindig zu machen, welche Bosch bei der Mobilisierung der Zielgruppe unterstützen könnten. Auch muss in Gesprächen mit NGOs und Schulen herausgefunden werden, wie sich die Situation der Jugendlichen in Bezug auf Armut und Arbeitslosigkeit in den entsprechenden Städten darstellt. Außerdem gehört es zu meinen Aufgaben vorort nach passenden  Räumlichkeiten für das Programm zu suchen, welche Bosch für die Ausbildung mieten könnte. 

Die größte Herausforderung besteht allerdings darin potentielle Arbeitgeber für die Absolventen des Kurses mit ins Boot zu holen. Eine Hauptaufgabe von mir besteht also darin Unternehmen ausfindig zu machen, welche als Arbeitgeber in Betracht kommen könnten. Ein entscheidender Vorteil für diese Suche ist dabei der Name „Bosch“, da dieser in Indien sehr hoch angesehen ist und insbesondere bei Autohändlern doch viele Türen öffnet. Wenn Meetings mit den Managern von Autohäusern oder Handelsfilialen arrangiert werden konnten, kommt es darauf an unserer Ausbildungsprogramm ordentlich zu verkaufen und die Anforderungen der Manager an potentielle Berufseinsteiger abzufragen. Basierend auf diesem Feedback werden anschließend Kurse ins Leben gerufen und der Lehrplan - wenn nötig - an die Wünsche der Arbeitsnehmer angepasst, um die Einstellungschancen der Absolventen zu erhöhen.

Soviel ganz grob zu meinen Aufgaben im Moment. Im Großen und Ganzen bin ich damit sehr zufrieden. Ich hab die Möglichkeit im Zuge meiner Zeit hier aktiv etwas zur Arbeit der CSR-Abteilung beizutragen und komm dabei auch noch ordentlich rum, lerne immer wieder spannende Leute kennen und werde ständig mit unerwarteten Situationen und Überraschungen konfrontiert. Daher nehme ich auch die Reisestrapazen und die mitunter ordenltich anstrengenden Arbeitstage mit teilweise über 10 Meetings und die Rikscha-Fahrten um von Arbeitsgeber A zu B zu kommen gern in Kauf.  

Soviel für den Moment. Ich muss jetzt dann meine Sachen packen, weil morgen der nächste Trip wartet.

Euch vielen Dank fürs Lesen und im Anhang jetzt noch – als Einstimmung auf den hoffentlich bald eintreffenden Sommer in Deutschland - ein paar Bilder von den Andaman Islands.

Herzliche Grüße aus Bangalore,
Claudius

Viel los war auf jeden Fall nicht, da die Hauptsaison inzwischen vorbei ist. Darüber hinaus wird die Anzahl an Besuchern auch noch von den Behörden begrenzt.






...nach meinem ersten "Night-Dive". Auf jeden Fall ziemlich beeindruckend, mal im Dunkeln zu tauchen...



Wir haben zwar überall gesucht, konnten aber keins finden... =)






Sonntag, 6. April 2014

Einige Kuriositäten aus dem indischen Alltag



Hallo zusammen,

erstmal liebe Grüße aus dem unverändert sonnigen Bangalore.

Das alltägliche Leben in Indien hält immer wieder zahlreiche Überraschungen auf Lager. Auch wenn man sich nach und nach an den unwahrscheinlich chaotischen und nervenaufreibenden Straßenverkehr hier gewöhnt, habe ich immer noch keine Erklärung dafür finden können, dass auf den unzähligen, mehrfachbesetzten Motorrädern, die sich durch die engen Gassen aus Rikschas, Autos, LKWs und Kühen schlängeln, lediglich der Fahrer einen Helm trägt, niemals aber die Personen, die mitfahren. Offensichtlich gibt es aber nur einen Helmpflicht für denjenigen, der ganz vorne sitzt. 





Immer wieder spannend stellt sich auch der Umgang mit der linken Hand dar. Diese gilt in der indischen Tradition als unrein, da sie in erster Linie für unappetitlichere Tätigkeiten eingesetzt wird. Inzwischen konnte ich mir angewöhnen, sämtliche Aktivitäten mit rechts auszuführen, da es anfangs tatsächlich vorgekommen ist, dass sich Verkäufer oder Rikscha-Fahrer weigerten Geld aus der linken Hand entgegenzunehmen. Ähnlich verhält es sich beim Essen. Traditionell wird ohne Besteck und deshalb folgerichtig ausschließlich mit der rechten Hand gegessen, was bei Reisgerichten doch einiges an Übung erfordert und anfangs wohl auch für den geneigten Inder ziemlich dämlich ausgesehen haben muss.

Und wenn wir schon beim Essen sind: Immer wieder konnte ich das erstaunliche Talent vielen Inder beobachten großen Mengen Wasser aus einer Flasche zu trinken, ohne diese mit dem Mund zu berühren. Wahrscheinlich hat dies hygienische Gründe, allerdings ist mir ein Rätsel, wie man sich eine Flasche Wasser„auf ex“ aus größerer Distanz in den Mund schütten kann, ohne sich ständig zu verschlucken…



 
Im Vergleich zu den Erfahrungen in afrikanischen Regenwald lebt man in Bangalore doch deutlich „anonymer“ und wird nicht ununterbrochen angestarrt, angesprochen oder von Kinderhorden verfolgt. Kein Wunder bei den vielen Geschäftsleuten aus der ganzen Welt und dem doch recht hohen Lebensstandard des „Silicon Valleys“ Indiens. Umso mehr überrascht es dann doch immer wieder, wenn man insbesondere von indischen Reisegruppen in der Nähe von Sehenswürdigkeiten teilweise im Minutentakt angesprochen wird, ob man sich nicht auf das nächste Gruppenbild dazustellen könnte. 

Soviel an der Stelle zu ersten Kuriositäten des indischen Alltags. Auf jeden Fall freue ich mich sehr auf die Zeit, die noch vor mir liegt und die Überraschungen, die Indien sicherlich noch für mich bereithält. Das nächste Mal gibt’s dann sicherlich wieder einige Infos zu den neuesten Entwicklungen des „Vocational Training“ Projekts.
Bis dahin schicke ich euch sowohl liebe Grüße als auch einige Bilder von meinem letzten Wochenendtrip in das entspannte Goa in die Heimat. 

Alles Gute,
Claudius


Nach einem sehr intensiven ersten Monat in Bangalore war die Reise an die Strände Goas für ein langes Wochenende mehr als nötig

Ohne viel Verkehr, Gehupe, Abgase aber dafür mit umso mehr Palmen, Strand und Meer



... aber auch hier durften die Kühe natürlich nicht fehlen






Leider waren die 3 Tage dann doch etwas zu kurz. Allerdings konnte ich es verschmerzen, wartet doch nächste Woche schon ein Tauchurlaub auf den Andamanen auf mich...