Mittwoch, 23. März 2011

News von Robert & Jail Rescue

Hallo alle zusammen,

da zurzeit einfach super viele Dinge passieren gibt’s jetzt schon wieder einen neuen Eintrag.

Wenn ich mich nicht irre, dann war der letzte Stand, dass wir noch nicht genau wussten, ob Robert in eines der großen City-Jails verlegt werden würde und ob wir dann noch Zugang zu ihm haben würden. Es stellte sich heraus, dass er gestern Mittag tatsächlich ins Taguig City-Jail verlegt wurde. Wie bereits beschrieben ist es dort für Mitarbeiter von PREDA sehr schwer hineinzukommen, aber wir wollten es wenigstens versuchen. Wir sind also heute Morgen nach Manila gefahren und waren dort zuerst beim City-Court, um dort den zuständigen Richter zu treffen und ihm die Bilder zu zeigen, wodurch wir uns erhofften den ganzen beschriebenen Prozess irgendwie zu beschleunigen. Leider war der Richter nicht anzutreffen, weshalb wir eine Kopie der Bilder und ein Schreiben von Father Shay für ihn abgeben ließen.
Daraufhin machten wir uns auf den Weg zum City-Jail. Hierbei handelte es sich allerdings weniger um ein einfaches Gefängnisgebäude, sondern vielmehr um eine Art kleinere Stadt voller Polizeistationen und riesigen Komplexen, in denen wohl die tausenden von Gefangenen untergebracht werden. Der Anblick war auf jeden Fall total unheimlich. Leider war es strengstens verboten irgendwelche Bilder dort zu machen.
Als wir schließlich das richtige Gefängnis gefunden hatten, in dem sich Robert seit gestern befinden soll hatten wir tatsächlich das Glück ihn besuchen zu dürfen. Davor wurden wir allerdings penibel durchsucht und mussten alle Wertsachen abgeben. Auch Medikamente durften wir nicht mitnehmen, da man sich hier strafbar macht, wenn man Medizin ohne richterliche Genehmigung in Gefängnissen verteilt. Immerhin wurde uns erlaubt Essen und Hygieneartikel mitzubringen.
Ich rechnete in dem Gefängnis wirklich mit den schlimmsten Verhältnissen, aber es stellte sich heraus, dass wir keinen Zutritt zu den Zellen haben würden. Stattdessen trafen wir uns in einer Art Besucherbereich mit Robert. Von den Zellen sahen wir von dort aus nur sehr wenig.
Robert ging es erstaunlich gut auch wenn er doch ziemlich verunsichert wirkte. Es stellte sich heraus, dass es wohl ganz gut für ihn war ins City-Jail verlegt worden zu sein, da es dort eine Krankenstation gibt und er dort auch einige Medikamente bekommt. Er erzählte uns, dass er sich dort nur mit einem anderen Gefangenen ein Bett teilen müsste und dass er darüber sehr glücklich ist. Wir konnten uns dann auch etwas länger mit ihm unterhalten. Robert ist verheiratet und hat zwei kleine Kinder. Die Wunde ist dadurch entstanden, dass zwar die  Kugel in einer OP entfernt wurde, er aber dann kein Geld mehr hatte um die Wunde am nächsten Tag ordentlich verarzten und zunähen zu lassen. Er bestätigte uns auch, dass er diese Verletzung jetzt schon seit über 4 Monaten hat. Einfach unglaublich.
Dieser Besuch gab uns aber neue Zuversicht, dass man doch noch was für ihn tun kann, da er wie gesagt einen recht guten Eindruck machte und man hoffen kann, dass sein Zustand jetzt noch einige Zeit stabil bleiben wird, wenn er weiterhin auf der Krankenstation versorgt wird.
Auch wenn wir nicht direkt in das Gefängnis hinein durften war es trotzdem superkrass die Ausmaße von diesen „richtigen“ Gefängnissen zu sehen, da ich ja bisher nur in Polizeistationen und deren Zellen unterwegs war.

Neben dieser wirklich belastenden Geschichte hat der Job des „Jail-Rescue-Teams“ aber auch super-schöne Seiten. So haben wir heute auch 2 Jungs aus Gefängnissen mit ins Boys-Center nehmen können.
Den ersten Minderjährigen, den wir abholten haben wir letzte Woche in derselben Zelle gefunden, in der auch Robert lag. Durch die Kooperationsbereitschaft der Socialworker konnten wir ihn bereits heute mit zu PREDA nehmen. Davor fuhren wir allerdings noch alle zusammen bei seiner Familie vorbei und informierten diese über PREDA und holten uns das Einverständnis ab, was bei der Alternative „Öffentliches Gefängnis“ wohl nur Formsache sein kann.
Nach dem Besuch bei Robert holten wir schließlich nachmittags den zweiten Jungen in einem anderen Gefängnis ab. Beide Jungs waren Anfang ziemlich verunsichert und schüchtern, was aber auch nicht weiter verwunderlich ist, da sie wohl keine Vorstellung davon haben können, was jetzt bei PREDA auf sie zukommen wird.
Total schön für mich war irgendwie die Situation, als wir alle zusammen auf dem Weg zurück zu PREDA etwas zu essen besorgt haben. Dazu sind wir in eines der unzähligen Fastfood -  Restaurants gegangen, was für uns hier ja etwas Alltägliches ist. Bei den Jungs sieht das aber anders aus und man konnte doch deutlich sehen wie sehr sie sich über ein normales Essen mit Dessert gefreut haben, was auch nicht weiter verwunderlich ist, wenn man bedenkt aus was für Zuständen sie gerade heraus geholt wurden und das sie sich in den letzten 2 bzw. 3 Monaten, in denen sie eingesperrt waren wohl nur unzureichend ernähren konnten.
Einige Bilder von dem Moment indem der zweite Junge freigelassen wird:






 
Alles in allem war das heute ein wirklich erfolgreicher Tag. Ich bin etwas zuversichtlicher, dass wir doch noch was für Robert erreichen können und die Befreiung der beiden Jungs war echt riesig. Bleibt zu hoffen, dass die beiden diese Chance auch wahrnehmen und etwas daraus machen.

Danke fürs Lesen und bis zum nächsten Mal.

Claudius






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