Mittwoch, 16. März 2011

Wie PREDA heute ein Leben rettete

Hallo alle zusammen,

heute war ich gemeinsam mit Valerie - einer guten Freundin vom Bodensee, die mich zur Zeit besucht -  und 2 Sozialarbeiterinnen von PREDA - in einigen Gefängnissen in Manila unterwegs und was da passierte ist echt unvorstellbar.

Wir sind auf der Suche nach Minderjährigen in einer Zelle gelandet, die auf den ersten Blick so aussah, wie die meisten anderen Zellen in Manila auch: überfüllt, stickig und mit zwei minderjährigen Gefangenen. Da es in diesem Gefängnis keinen Vorraum gab gingen wir auch direkt in die Zelle hinein. Die Gefangenen wurden dann angewiesen um uns herum Platz zu nehmen und sangen auf Befehl der Wächter auch zwei Lieder für uns, was echt total unpassend und irgendwie peinlich war. Die Sozialarbeiterinnen von PREDA nahmen dann die Daten von den beiden Minderjährigen auf und wir unterhielten uns etwas mit den Gefangenen und sahen uns genauer um. Irgendwann machte uns dann eine der Polizistinnen auf einen jungen Mann aufmerksam der in einer kleinen Extrazelle isoliert von den anderen Gefangenen auf einem Stück Pappe lag und sich trotz großer Hitze mit einem Leintuch zugedeckt hatte. Die Polizistin erzählte irgendwas von seinem Bauch und einer Verletzung, aber wir hatten keine Ahnung, was es damit auf sich haben könnte. Das Einzige was offensichtlich war, war dass der Mann total krank aussah, wohl ziemlich hohes Fieber hatte und irgendwie abwesend wirkte. Wir haben ihm dann versucht zu erklären, dass er uns seinen Bauch zeigen soll, sodass wir uns das man ansehen und das nächste Mal passende Medikamente mitbringen oder einen Arzt verständigen könnten, aber irgendwie weigerte er sich zunächst, weil es ihm wohl total unangenehm war. Nach langem gutem Zureden zeigte er uns schließlich den Grund für seinen Zustand. Es war echt unglaublich. Der Mann hatte eine offene Wunde am Bauch, durch den ein Teil seines Darms heraushing, den er in einer durchsichtigen Plastiktüte eingewickelt hatte und der bereits wirklich ekelhaft roch. Es stellte sich heraus, dass der Mann diese Wunde einer Schussverletzung zu verdanken hatte und die Kugel auch noch immer in seinem Bauch steckte. Man muss wirklich kein Mediziner sein, um zu erkennen, dass er die nächsten Wochen, wenn nicht sogar Tage kaum überleben würde.

Ich hab dann einige Bilder mit Valeries Kamera von der Wunde gemacht und wir sind mit diesen Bildern zum zuständigen „Wellfare Departement“ gegangen, dass etwa 20 Meter vom Gefängnis entfernt liegt. Dort konnten wir dann nach längerem Warten und Suchen die Bilder der Leiterin des Departements zeigen, die daraufhin veranlasste, dass der Mann so bald wie möglich in ein Krankenhaus gebracht und operiert wird. Alles was also notwendig war, um voraussichtlich das Leben dieses Mannes zu retten, war, dass die Mitarbeiter vom Wellfare Departement über diese Verletzung in Kenntnis gesetzt wurden. Das Problem war aber, dass sich die Sozialarbeiterinnen offensichtlich nicht in die Zellen trauen um sich selbst ein Bild von der Situation der Gefangenen zu machen, und dass es den Polizisten wohl einfach egal ist, was mit den Insassen passiert. Wie bereits beschrieben- diese beiden Einrichtungen sind 20 Meter voneinander entfernt und niemand hat es für nötig gehalten die entsprechenden Schritte einzuleiten, um sein Leben zu retten. Wären wir nicht zufällig an diesem Tag in dem Gefängnis gewesen hätte er wohl keine Chance gehabt. Wir werden diesen Fall weiterhin verfolgen, um sicher zu gehen, dass dem Mann auch wirklich geholfen wird.


Zum Abschied haben Valerie und ich noch einige Mitbringsel an die Gefangenen verteilt, die wir besorgt hatten. Eigentlich wollten wir den Insassen eine Tüte voller Hygieneartikel, Nahrungsmitteln und Zeitungen einfach so überreichen, aber die Sozialarbeiterinnen sagten uns dann, dass wir die Sachen am besten einzeln an die Gefangenen verteilen sollten, weil die Polizisten ansonsten wahrscheinlich alles an sich nehmen würden. Uns war das dann extrem unangenehm, weil die Männer sich wirklich um uns herum drängelten und schrien, sodass man sich – so makaber sich das anhören mag –vorkam als würde man im Zoo Futter verteilen, und das war genau das, was wir eigentlich vermeiden wollen, weil es einfach total unmenschlich und beschämend war, wie sich die Menschen um die Sachen rissen. Aber wenigstens kann man so sicher gehen, dass diese Dinge auch wirklich da ankommen, wo sie hinsollen. (Dieselbe Situation beim Verteilen von diesen Artikeln erlebten wir daraufhin nochmals in dem zweiten Knast, indem wir waren)

Soviel zu unserem Tag heute. Im Moment bin ich einfach tierisch müde und hoffe so sehr, dass dem Mann irgendwie geholfen werden kann und es nicht zu spät war.

Abgehängt noch einige Bilder von heute
 
Danke fürs Lesen.

Liebe Grüße
Claudius  










 einige Bilder aus den Gefängnissen, die mal wieder viel zu fröhlich und lustig wirken...







wir beim philippinischen Frühstücken

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