Samstag, 23. April 2011

Blutige Ostern

Hallo alle zusammen,

heute wird’s etwas schockierend und blutig. Nur als Warnung vorab für die zarter-besaiteten unter euch…

Wir sind gestern- also am Karfreitag- nach Pampanga gefahren, um uns dort eine der vielen Osterprozessionen anzuschauen, die hier weit verbreitet sind.
Wie bereits schon mal beschrieben sind die meisten Philippinos (80%) katholisch und äußerst streng gläubig- Ein „Geschenk“ der zahlreichen Kolonialherrschaften, unter denen die Philippinen seit je her gelitten haben.

Uns wurde schon im Voraus erzählt, dass es wohl ziemlich brutal werden wird, weil viele Philippinos am Karfreitag auf ihre eigene Weise an die Leiden Jesu´ gedenken. Dazu ziehen sie vermummt und mit nacktem Oberkörper durch die Straßen und peitschen sich selbst aus bis der ganze Rücken blutig ist. Außerdem gibt es in Pampamga auch tatsächlich noch Kreuzigungen, bei denen sich Menschen an Händen und Füßen ans Kreuz schlagen lassen- kaum vorstellbar.
Auf der einen Seite gedenken die Menschen wie gesagt an das Leiden, dass Jesus damals auf sich genommen hat und danken ihm dafür. Auf der anderen Seite bestrafen sich die Männer selbst für ihre Sünden und erhoffen sich durch dieses Opfer von diesen zu befreien.

Schon in dem Bus nach Pampamga sahen wir immer wieder Prozessionen am Straßenrand, bei denen sich einige Männer selbst geißelten. Im Pampamga angekommen liefen wir ca. 45 Minuten bis zu dem Platz auf dem die Kreuzigungen stattfinden sollten. Auf dem Weg dorthin begegneten wir ebenfalls zahlreichen sich auspeitschenden Personen.
An dieser Stelle ist aber zu sagen, dass die Bilder schlimmer aussehen werden als es tatsächlich war. Wir konnten beobachten wie die Männer sich bevor sie loszogen mit Stahlbürsten und Glasscherben einige Schnitte auf den Rücken zufügten. Mit den Peitschen wurde das Blut dann eher verteilt, weshalb die ganzen Rücken blutig waren. Das ist sicherlich immer noch schmerzhaft genug, aber es war nicht so, dass sich die Menschen den kompletten Rücken bis zum „Aufplatzen“ auspeitschten. 








Als wir dann an diesem Platz ankamen bekamen wir ein wirklich unheimliches Bild zu Gesicht. Auf einem aufgeschütteten Hügel standen 3 Kreuze um die sich außen herum bereits unzählige Menschen versammelt hatten. Wir mussten aber bestimmt noch 2-3 Stunden warten bis die Passionsgeschichte dann aufgeführt wurde. In der Zeit kamen aber dutzende sich auspeitschende Männer die zu den Kreuzen zogen, davor niederknieten und danach ihre Masken abnahmen. Offensichtlich war für diese Menschen die Prozession damit abgeschlossen. 






Schließlich kamen dann ungefähr 20 als Römer verkleidete Philippinos und einige Männer in Toga – ähnlichen Umhängen. Das waren dann die Personen die nach und nach an die Kreuze geschlagen wurden. Zuerst dachte ich, dass das mit dem Nageln bestimmt ein „Fake“ ist und die zwischen den Fingern und Zehen vorbei schlagen, aber es gibt einige Bilder auf denen ganz klar zu erkennen ist wie die Nägel in den Körperteilen stecken. (Diese Bilder wollte ich aber hier nicht reinstellen)
Die Männer wurden dann ca. 5 Minuten hängen gelassen, dann heruntergeholt und anschließend von Sanitätern auf Tragen weggebracht. Direkt danach kamen dann die nächsten 3 an die Reihe. Alles in allem wurden an diesem Tag über 20 Menschen gekreuzigt. 












Ich war echt ordentlich geschockt das alles mit anzusehen wie sich Menschen freiwillig aber natürlich vor Schmerz schreiend ans Kreuz nageln ließen. Außerdem muss ich auch eingestehen, dass es mir selbst ziemlich unangenehm war mit so vielen anderen Menschen (darunter auch viele Touristen) um diese Kreuze rumzustehen, zuzuschauen und Bilder davon zu machen. Moralisch ist es- meiner Meinung nach- auf jeden Fall fragwürdig dort als Ausländer aufzutreten und schockierende Bilder von einem so traditionellen Geschehen zu machen.

Es war auf jeden Fall total absurd und verstörend das alles mit anzusehen und zu erleben.
An dieser Stelle spar ich mir jeden weiteren Kommentar über diesen Brauch und überlasse es euch selbst zu beurteilen, ob ihr diese Tradition als totalen Unsinn und religiösen Fanatismus anseht, oder ob ihr der Meinung seid, dass dieser tiefe Glaube und diese Hingabe zwar absurd  aber auch bewundernswert ist und man diesen Menschen für Ihre Aufopferung Respekt zollen sollte.


Danke für euer Interesse.

Es wünscht euch friedliche(re) Ostern

Claudius 


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