Dienstag, 17. Januar 2012

Bericht zur ersten Woche


 
Hallo alle zusammen-



Jetzt komme ich endlich mal dazu euch einige Zeilen zu schreiben.
Erstmal vorweg: Mir geht’s total super. Ich bin gesund und vertrage das Essen ohne Probleme. Es passieren unglaublich viele Dinge hier, sodass ich gar nicht zu sehr ins Detail gehen kann (und will =) )

Die ersten beiden Tage habe ich Mabira verbracht, dem Ort bzw. dem Wald, in dem ich arbeiten werde. Dort habe ich sehr viele Menschen kennengelernt und eine Schule besucht. Wenn es meine Zeit hier irgendwie zulässt würde ich dort unheimlich gern mithelfen und etwas unterrichten, aber das wird man sehen müssen…

Anschließend sind wir (Edward, Chef von APCCC und ich) zu seiner Family nach Jinja gefahren, wo ich mich momentan aufhalte. Die Familie lebt ziemlich abgeschieden in einem kleinen Ort namens Namulesa. Ich wurde dort unheimlich herzlich empfangen und in einige ugandische Traditionen eingeführt.



Einige Dinge sind zum Teil doch etwas befremdlich, aber einfach Teil der Kultur. So knien sich zum Beispiel viele Mädchen und junge Frauen bei der Begrüßung oder wenn sie das Essen bringen vor einem hin. Überall wird man als „mzungu“ (sprich misungu) übersetzt „Weißer“ angesprochen und auch gern mal von einer Horde Kinder verfolgt. Besonders in diesen kleinen Dörfern gibt es wohl so gut wie keine Ausländer wurde mir erzählt.

Das tolle ist, dass ich hier so richtig mitbekomme, wie der ugandische Alltag aussieht und wie die Menschen hier leben. Fließendes Wasser gibt es nicht, nur Regenwasser, das zurzeit auch ziemlich knapp ist. Elektrizität gibt es ab und zu, allerdings ziemlich unregelmäßig. 



Wenn man von A nach B kommen will kann man entweder ein BodaBoda (oder so ähnlich) nehmen, was nichts anderes ist als ein Motorroller, auf dem aber schon auch mal gerne 4 Personen mitfahren (erinnert übrigens sehr an die Tricycles der Philippinen nur ohne Beiwagen), oder aber man niemand eine Art „Taxi“, was ein VW-Bus ähnliches Gefährt ist, in den dann irgendwie 12-13 Leute gepresst werden.



Samstagmittag war ich mit einiges Jungs Fußballball spielen, wobei ich aber wohl eher eine ungünstige Figur abgegeben haben dürfte. Irgendwie fiel es mir nicht soo leicht barfuss zwischen Schotter und Kuhfladen zu Recht zu kommen.

Sonntagmorgen war ich mit der Family in einer Kirche, in der der Gottesdienst so ablief, wie man es sich wahrscheinlich auch vorgestellt hätte. Die Leute singen nicht nur, sondern trommeln, tanzen und klatschen 2 Stunden lang, nur unterbrochen von einer Predigt in der der Priester z.T. wie in Trance herumschrie oder offensichtlich irgendwelche Witze erzählte. Am Ende des Gottesdienstes wurde ich dann auf einmal und ohne größere Vorwarnung nach vorne an den Altar geholte und sollte mich vor geschätzten 300 Leuten vorstellen, die sich alle total gefreut haben, dass ein „mzungu“ mit ihnen in der Kirche war.

Gestern haben wir dann meinen Backpack vom Flughafen aus Entebbe zurückgeholt, was den ganzen Tag gedauert hat und auch echt ziemlich stressig war. Naja, Hauptsache ist ja, dass ich jetzt irgendwie alle meine Sachen zurückbekommen habe.

Soweit ist alles echt super spannend und aufregend. Irgendwie ist es noch schwer zu glauben, dass ich jetzt wirklich in Afrika bin und noch solange hier bleiben werde. Bin einfach extrem gespannt und freue mich tierisch auf alles was noch kommt.

Soweit die schönen Seiten. Leider gibt es auch einige andere. Die Menschen hier sind doch unheimlich arm. Die Familie von Edward scheint noch verhältnismäßig wohlhabend zu sein, auch wenn hier zwischen 5-8 Leute in 3 Räumen leben.
Man hat mir aber auch erzählt, dass viele Nachbarn meistens nur einmal am Tag essen. Die meisten Kinder laufen entweder nackt oder in total verrissenen Kleidern rum und an Strom oder fließendes Wasser ist bei den Lehmhütten gar nicht zu denken.

Ziemlich geschockt bin ich von unserem Besuch in dem örtlichen „Medical Centre“. Das soll so etwas sein wie ein kleines Krankenhaus. Dort hat man täglich zwischen 70-80 Patienten, viele mit Malaria, Schwangerschaften, Autounfällen usw. Darunter sind ca. 10 schwere Fälle täglich. Das Problem ist, dass man in diesem Center 3 Betten hat für stationäre Betreuung. Zusätzlich gibt es auch weder Strom noch fließendes Wasser. Genauer gesagt gibt es im Moment überhaupt kein Wasser, weil es schon solange nicht mehr genug geregnet hat. Das heißt, wenn ein Patient ankommt, dann muss er oder seine Familie erstmal Wasser und Kerosin kaufen. Das braucht man zum erhitzen und zur Desinfektion der Instrumente. Kann man den Leuten in dieser Station nicht mehr helfen werden sie in das nächst größere Krankenhaus in Jinja überwiesen, die aber wohl auch meistens keinen Strom haben. Der Transport dorthin muss selbst organisiert werden. Zusammengefasst: Der Zustand war absolut schockierend und unfassbar. Auf die Frage, was denn die Regierung, die eigentlich verantwortlich ist für dieses Center tut, lachte man dort recht herzlich. Die letzten 3 Jahre bezahlte die Regierung zum Beispiel die Stromrechnung einfach nicht, sodass kürzlich der Strom dann abgeschaltet wurde. Für die Einsätze nachts gibt es eine Parafin-Lampe. Täglich kommen dort im Schnitt 4 Kinder zur Welt. Einfach unglaublich.

Das Versagen und die massive Korruption der Regierung sind hier allgegenwärtig. Für genauere Infos hierzu haben wir aber dann noch genug Zeit.


Liebe Grüße aus Namlesa und Danke fürs Lesen
Claudius

PS: Ich haette sehr gerne noch weitere Bilder hochgeladen aber jedes Bild dauert hier (in dem angeblich schnellsten Internetcafe in Jinja ca. 10 Minuten. Ich hoffe nur, dass von Mabira aus besser klappt...)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen